Weihnachtsfreude – Gedicht von Joh. Geisheim

Weihnachtsgedicht
Weihnachtsfreude von Joh. Geisheim

Christbaumkugel rot

Geisheims Gedicht „Weihnachtsfreude“ könnte moderner nicht sein.
Er prangert die Konsumwünsche an wie ein moderner Autor und preist die natürliche Kreativität, die von den Eltern gefördert werden soll.
Lesen und diskutieren Sie das Gedicht mit Ihren Kindern und vergessen Sie nicht zu erwähnen, dass es Anfang des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde.

Johann Carl Wilhelm Geisheim, ein lyrischer Dichter und Humorist, wurde geb. am 6. September 1784 zu Breslau geboren. Er besuchte dort das Gymnasium zu St. Elisabeth und studierte von 1803–6 Philologie zu Halle. Er wurde dann Lehrer an der Oelsner’schen, später Reiche’schen Unterrichtsanstalt, und 1811 achter College am Elisabeth-Gymnasium. Er starb als erster Oberlehrer an dieser Schule am 29. Januar 1847. Geisheim war ein populärer Schriftsteller, durch seine Wochenschrift „Der Hausfreund“ (1821–32).

Weihnachtszeit – Gedicht von J. Geisheim

Mehr Gedichte von J. Geisheim (externer Link)

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Weihnachtsfreude

von Johann Karl Wilhelm Geisheim

Seht und hört den tollen Knaben
Auf dem Christmarkt, wie er schreit,
Alles, Alles will er haben,
Weil ihn Alles hoch erfreut.

Hier behelmte, blanke Ritter,
Dort das Lämmchen schmuck und kraus,
Hier des Säbels Flamm’ und Flitter,
Dort der Garten und das Haus.

Kaufen soll der Liebe Vater
Bald die Peitsche, bald das Pferd,
Bald die Kirche, das Theater,
Bald die Windmühl’ er begehrt.

Pfefferkuchen, Trommel, Wagen,
Nüsseknacker wunderlich,
Licht und Leuchter ihm behagen,
Alles wählt und wünscht er sich.

Hansemann und Türk’ und Affen,
Blech und Wachsstock, Zuckerwerk
Kann nicht satt er sich begaffen
Als des Wunsches Augenmerk.

Elephant, Trompeter, Tiger,
Hirt und Heerde, Schäferei’n,
Und von Blei die Schaar der Krieger,
Alle, wünscht er, wären sein.

Doch dem Vater ist’s ein Leiden,
Denn er ist ein armer Mann;
’s will ihm fast das Herz abschneiden,
Daß er nichts ihm kaufen kann.

Und er eilt mit seinem Knaben
Heim, nicht länger anzusehn,
Wie mit Bürden, voll von Gaben,
Reiche Leute heimwärts gehn.

Traurig sieht mit seinem Weibe
Er den armen Jungen an;
Aber der zum Zeitvertreibe
Bald ein Spielwerk sich ersann.

Eine Düt’ aus einem Winkel
Holet er statt Helmes her,
Setzt sie auf mit keckem Dünkel,
ls ob er ein Ritter wär’;

Und zum Schwerdte wird die Elle
Seiner Mutter, und ein Pferd
Hat er aus der Ofenhölle
Schnell sich selber einbeschert.

So, bald Held und bald Trompeter,
Tambour, Offizier, Soldat,
Geht er, oder Schildwach steht er,
Und sein lust’ges Spiel er hat.

Bald als Müller trägt statt Säcke
Polster er zur Mühle schwer,
Bald als Hirte treibt er Böcke,
Küh’ und Kälber vor sich her.

Oder gar wohl, gleich den Thieren,
Die er auf dem Markte fand,
Nennet er auf allen Vieren
Selbst sich Bär und Elephant.

Und es sehen’s Mutter, Vater,
Freudig horchend, schauend an,
Was kein irdisches Theater
Ihnen schöner geben kann.

Also lebt in frohen Herzen,
Lebt in Kindern eine Welt,
Die euch über alle Schmerzen
Unerfüllter Wünsche stellt.

Also schaffet sich Weihnachten
Selbst ein kindliches Gemüth;
Gaben den nicht glücklich machten,
Dem kein Glück im Herzen glüht’.

Darum an dem Weihnachtskinde
Kräftigt euren Muth und Sinn;
Denn es wird, so heißt’s, dem Kinde
Nur der Himmel zum Gewinn.

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