Weihnachtsspaziergang von Otto Erns
Weihnachtsgedichte:
Weihnachtsspaziergang von Otto Ernst
Otto Ernst haben wir schon in seiner Weihnachtsepistel als interessanten und lesenswerten Dichter kennengelernt. Auch in seinem Weihnachtsspaziergang malt er uns in lebhaften Worten ein Bild seiner Heimat zur Weihnachtszeit.
Otto Ernst, eigentlich Otto Ernst Schmidt (* 7. Oktober 1862 in Ottensen bei Hamburg; † 5. März 1926 in Groß Flottbek bei Hamburg) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller. Otto Ernst war zu seinen Lebzeiten zwar beliebt und bekannt, doch schätzten die Kritiker ihn weniger.
Weihnachtsspaziergang
von Otto Ernst Täglich fast aus meines Dorfes Frieden, Und mich keck beäugen, wenn ich nahe, Wo die Welt im Sommer eine Laube Täglich fast aus meines Dorfes Frieden, Wo ich Ruhe, Traum und Klarheit atme, Nicht ein heimlich Wohnen zwischen Hecken, Ach, kein Spiel mit Fink und Drossel ist. In das weite, wilde Meer der Menschen Eine will die and’re überrennen, Und am letzten Strand zerschäumen alle. Drängen sie und trappeln sie und traben, Sehen nicht das stille Leben fluten, Ach, sie leben nicht – nur, um zu leben! Vorwärts, vorwärts nur den Blick gerichtet, Tote Tiefen ist die alte Kunde, Daß ein Glück sich dehnt in leichten Lüften, Einmal nur im Jahre find’ ich’s anders! Brach herein der Weihnacht heil’ge Frühe, Seh’ ein wogend Meer wie alle Tage; Aber auf den Fluten dieses Meeres Sonst um Indiens Silberminen kreisen, Heimgefunden hat er in den Frieden Lächeln seh’ ich in entspannten Mienen An das Lächeln. Starre Blicke seh’ ich Wohl wie sonst, allein sie starren glänzend Einmal glauben sie die frohe Botschaft, Daß ein Glück mag kommen aus den Lüften, Daß ein off’nes, frohes Menschenauge Wie ein See des Paradieses glänzt. Von versunk’nen Städten singt die Sage, Dringt durch allen Lärm ein stetes Klingen: Leise aus verlor’nen Gründen hör’ ich |